Freitag, 17. Dezember 2010

Zocken


Vor etwa zwanzig Jahren flog ich das letzte Mal einsam mit meiner Cobra Mk III durch die Galaxie, von Planet zu Planet bzw. deren Raumstationen. Elite war wegweisend, das erste nichtlineare, große Computerspiel. Ein Spiel, bei dem man tun konnte, was man wollte, es war nur der Rahmen gesetzt, keine vorgegebene Handlung. Die entwickelte sich im Kopf. Elite war Inspiration.

Vor ein paar Tagen bin ich auf Oolite gestoßen, die Open Source Variante für aktuelle Rechner. Spaßeshalber installiert, von der Coriolis um Lave aus mit der spärlich grundausgestatteten Cobra ins All gestartet und es war, als hätte es die zwanzig Jahre Pause nie gegeben. Oolite hat im Vergleich zum C64-Elite erfreulich wenige Änderungen erfahren, nur die Grafik ist merklich besser geworden. Und der Dockingcomputer spielt immer noch als Hommage an 2001 den Donauwalzer.

Oolite Thargoid Warship

Zahlreiche Erweiterungen (neue Schiffe, Missionen, ...) können nachinstalliert werden. Um besser lenken zu können, habe ich mir einen Joystick gekauft, ebenfalls zum ersten Mal wieder seit zwanzig Jahren. Mein letzter hatte noch zwei Knöpfe, die beide das gleiche machten, dieser hat elf frei belegbare. Probleme unter Linux mit dem Joystick oder dem Spiel gab es keine.

Inzwischen bin ich in Galaxie 2 und gefährlich, Thargoids verfluchen mich sprachlich originell (Eat yak, tourist!) und ich habe heute die Constrictor erledigt, etwas, woran ich vor zwanzig Jahren scheiterte. Wenn mich jemand sucht, ich bin entweder bei den essbaren Poeten von Lerequ und bringe ihnen dringend benötigte Kleidung, oder schon wieder woanders.

Freitag, 19. November 2010

Sich unbeliebt machen


Die Kunst des Aneckens ist von jedem erlernbar. Hier ein paar Anregungen für Menschen, die in Gesellschaft einfach noch zu gut ankommen:


"Natürlich, am liebsten mit Bratkartoffeln."
(Auf die Frage: "Mögen Sie Kinder?")

"Entschuldigung, haben Sie etwas gegen Durchfall?"
(Im Kochtopf der Kannibalen)

"Ein kleines Mineralwasser bitte, Medium."
(Auf dem Münchner Oktoberfest)

"Können Sie das beweisen?"
(Gegenüber einem Vertreter einer Religion nach Wahl)

"Das wird jetzt gleich etwas weh tun!"
(Als Arzt kurz vor dem Verabreichen einer Spritze)

"Ich wähle FDP."
(Im Gespräch mit politisch interessierten Menschen)

"Das kann ich aber auch!"
(Im Museum für moderne Kunst)

"Ich bin [hier Sternzeichen einsetzen], was bringen mir die Sterne denn in der näheren Zukunft?"
(Gegenüber Astronomen)

"Wozu brauche ich denn so ein Auto? Ich habe doch gar keine sexuellen Komplexe."
(Beim Porschehändler)

"Kann ich bitte Ketchup haben?"
(Im Nobelrestaurant)

"Da kann ich leider nicht helfen, ich verstehe gar nichts von Computern."
(Gegenüber Verwandten, die genau wissen, dass man Informatik studiert (hat))

Nachtrag am 3.12.:
Aber die allerbeste Methode scheint es zu sein, eine Whistleblower-Plattform zu gründen.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Mandelbrot


Benoît Mandelbrot ist gestorben. Er zeigte der Welt eine neue Geometrie und gab mir ein Thema für eine Facharbeit. Es war das erste Mal, dass ich mich aus echtem Interesse tiefer in etwas hinein arbeitete. Vielen Dank Benoît.

M
Klicken zum herauszoomen. Bilder erstellt mit XAoS.

Freitag, 1. Oktober 2010

Live aus Stuttgart

Eine kurze Unterbrechung des normalen Blogbetriebs aus aktuellem Anlass: ich schaue Fluegel.tv live aus dem Stuttgarter Schlosspark.

Oben steht das Aktuellste, wers in der richtigen Reihenfolge lesen mag, sollte also unten anfangen.

23.51 Uhr: 50. - 100.000 Demonstranten, fast keine Polizeipräsenz, man hat also doch etwas gelernt. Wenn es so noch ein paar Tage weitergeht, dann haben die Baugegner eine Chance, den Bau zu stoppen, bis ihm bei einem Volksentscheid oder bei den nächsten Wahlen der Garaus gemacht wird. Dann hätte man eine Milliarde Euro an Kosten, die bisher angelaufen sind, in den Sand gesetzt. Die Erkenntnis, dass sich das Volk wehren kann und sich nicht alles gefallen lässt, wäre das durchaus wert. Es wäre auch hervorragendes Lehrmaterial für künftige Großprojekte, denn solche katastrophalen Planungs- und Kommunikationsfehler muss man nicht öfter als einmal machen.

19.52 Uhr: Auf der heutigen Demo wurde soeben verkündet, dass die Baumfällarbeiten vom Eisenbahnbundesamt untersagt waren. Damit hätten wir 25 Märtyrerbäume.

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2.41 Uhr: Auf einem hohen Balkon des Bahnhofs stehen drei dunkel gekleidete Gestalten und beobachten das Geschehen, wie die apokalyptischen Reiter, die mal eben abgestiegen sind und ihre Pferde grasen lassen, während sie auf den Vierten warten, der noch im Park zu tun hat.


2.33 Uhr: Nach Beginn der Baumfällarbeiten sah alles nach Resignation und Hilflosigkeit aus, dann noch starker Regen, aber dennoch sind noch viele Leute da. Die Bäume sind nicht mehr zu retten, aber die Wut, die hier aufgebaut wurde, wird wohl nicht so schnell verrauchen. Ich glaube, die Verantwortlichen von Politik und Bahn sind sich nicht im Klaren, was sie da angerichtet haben. Sollte es jemals Stuttgart 21 geben, dann wird es immer mit dieser staatlichen Brutalität assoziiert werden. Mappus hat sich zum Feind seines eigenen Volkes gemacht. Vernünftige Gespräche zum Thema werden in nächster Zeit nicht mehr möglich sein.

2.02 Uhr: Wenn jemand Macht und Geld hat, dennoch ein langweiliges Leben führt und nicht genau weiß, wie man sich so richtig viele Feinde macht, hier kann er es sehr anschaulich lernen. Man nimmt dazu ein mangelhaft geplantes Großprojekt, macht es durch ignorieren gegensätzlicher Meinungen erst mal schön unpopulär und setzt es dann mit aller Gewalt und ohne Rücksicht durch.

1.46 Uhr: Es wird gemeldet, dass wieder Reizgas eingesetzt wurde. Damit hätte ich schon wieder Unrecht, dass die Polizei (bzw. deren Befehlshaber) realisiert hat, dass sie gegen ihresgleichen kämpft (0.23).

1.36 Uhr: Noch ein Zitat: "In Wackersdorf haben sie es ähnlich gemacht". Das gibt Hoffnung, denn wir wissen ja, wie Wackersdorf endete.

1.34 Uhr: Regen war schon immer schlecht für Volkes Zorn.

1.24 Uhr: Da habe ich mich wohl getäuscht, dass es heute Nacht ein Schachspiel wird (0.47). Ein Baum nach dem anderen wird gefällt, leider außerhalb des Kamerabildes.

1.21 Uhr: Die Pläne für das Projekt sind ja schon alt, eine Altlast aus der grottigen Ära Mehdorn. Damals war die Stimmung im Volk aber noch besser, man ließ sich mehr gefallen und die Regierungspolitik war nicht so lobbygesteuert (jedenfalls nicht so auffällig).

1.15 Uhr: Und so werden sogar alte Spießer zu Revoluzzern. Das zu schaffen, diese Leistung muss auch mal gewürdigt werden.

1.13 Uhr: Der Staat versteht es anscheinend immer noch wie in den 70er Jahren, sich friedliche Bürger zu Feinden zu machen. Was aber damals durch die Ideologie des Kalten Krieges bewirkt wurde, erledigt heute die Macht des großen Geldes der Industrielobby und einer Politik, die sich nur allzu gerne vor deren Karren spannen lässt.

1.03 Uhr: Die Baumfällarbeiten haben begonnen, die Polizei ist mit Gasmasken ausgestattet.

1.01 Uhr: Zitat eines unbekannten Schwaben: "Isch des jetzt Krieg oder was machet ihr da?"

1.00 Uhr: Die Polizei rückt vor.

0.54 Uhr: Eher peinlich ist die Reaktion der öffentlich-rechtlichen Medien. Keine Livesondersendung, lieber den historischen Summs von vor 20 Jahren.

0.47 Uhr: Die Stuttgart 21-Bauer sind in einem riesigen Dilemma. Milliarden wollen verschwendet werden und sehr viele Leute wollen davon profitieren. Die Gegner haben jetzt aber eine reelle Chance, den Bau zu verhindern. Wie soll die Polizei nun vorgehen? Mit der Leberwursttaktik wäre der Park schnell geräumt, dafür hätten wir bald bürgerkriegsähnliche Zustände. Wenn die Polizei jetzt abrückt, dann ist Stuttgart 21 Geschichte, ebenso wie die Karrieren von Mappus und Grube. Von daher wird es wohl erst einmal ein langes Schachspiel heute Nacht geben. Ich wünsche den Demonstranten ein großes Durchhaltevermögen und warme Getränke.

0.35 Uhr: Allein schon das stümperhafte Vorgehen, Wasserwerfer und Reizgas gegen Schüler und Rentner einzusetzen, müsste zum Rücktritt des Stuttgarter Polizeipräsidenten und des BW-Innenministers führen. Andererseits ist aber der Duisburger OB auch noch im Amt.

0.23 Uhr: Bei einer Demonstration vermummter Chaoten gegen ein Alkoholverbot auf öffentlichen Grünflächen sind die Rollen klar verteilt. Hier steht aber der Staat gegen seine eigene Basis. Nach dem ersten Zuschlagen heute Mittag wurde das wohl auch der Polizei klar.

0.15 Uhr: Das besondere an dieser Demo ist, wer hier demonstriert. Normale, gut situierte Durchschnittsbürger. Das hatten wir so noch nicht und die Regierung kann damit überhaupt nicht umgehen.

Freitag, 20. August 2010

Universum



Klick -> groß

Dieses Bild basiert auf der von Hugo Heikenwaelder colorierten Version von Camille Flammarions Holzstich. Heikenwaelder hat diese freundlicherweise unter eine Creative Commons Lizenz gestellt, was mir erlaubt, mit ihr zu arbeiten und das Ergebnis zu veröffentlichen.

Ich habe das Bild gespiegelt, damit der Mensch den Eindruck erweckt, vorwärts zu schauen. Den Schriftzug "Urbi et Orbi", der bei Flammarion ohnehin nicht auftaucht, habe ich wieder entfernt, da ich auf päpstlichen Segen keinen Wert lege. Flammarions Sterne habe ich weiß gefärbt, um sie stärker hervorzuheben, ebenso die Gebäude in der Landschaft. Schließlich habe ich noch dem untersten Ast des Baumes die passenden Farben gegeben, bei Heikenwaelder ist er transparent.

Das Bild habe ich auf Tuch drucken lassen (für 46 Euro in 130 cm * 100 cm) und es hängt jetzt an meiner Dachschräge.

Die Originaldatei für den Druck hat 3,5 MB und ist etwas unscharf, was daran liegt, dass das Bild mit grafischen Tricks auf die dreifache Größe aufgeblasen werden musste. Aber auf Tuch fällt das kaum auf.

Montag, 12. Juli 2010

Metallener Himmel


Zugegeben, meine Kenntnisse in indischer Astrologie sind gering, aber ich vermute mal, diese ist genauso seriös und wissenschaftlich fundiert wie die westliche. Auch wenn man über heutige Astrologen nur lachen kann, sind doch einige deren Errungenschaften aus früherer Zeit erstaunlich. Andere sind einfach nur hübsch.

Himmelsglobus

Dieser Himmelsglobus aus geschwärztem Messing ist die Kopie eines alten, indischen, astrologischen Instruments. Wie alt, weiß ich nicht. Es stellt Sternbilder dar, andere als die unsrigen, denn die Inder haben ja schließlich ihre eigene Mythologie. Sterne selbst erkennt man keine, aber Himmelsäquator und Ekliptik (die Ebene des Sonnensystems) sind eingraviert, beide schneiden sich korrekt in dem berühmten Winkel von ε=23,4°.

Himmelsglobus

Wie man mit dieser Kugel arbeitete ist mir schleierhaft, denn das Wiederfinden der Symbole am Himmel erscheint mir unmöglich, wenn man sie nicht ohnehin kennt und auch ohne diese Hilfe findet. Der innere bewegliche Ring steht auch nicht für Sonne, Mond oder Planet, denn diese drehen sich ja in Richtung der Ekliptik und nicht über die Pole hinweg. Vielleicht beruht das Instrument also auf geheimnisvollem, verlorenem Wissen, wahrscheinlicher aber ist es nur reine Dekoration.

Himmelsglobus

Der Sternenhimmel ist selbst dann noch faszinierend, wenn man ihn nicht mehr wiedererkennt.

Montag, 14. Juni 2010

Gebackene Planeten


Irgendwo da draußen gibt es Planeten, die gut durchgebacken wurden.

White Dwarf Planet
White Dwarf Planet
Weißer Zwerg und ein gebackener Planet, die leuchtenden Reste der Sternenhülle verschwinden im Weltall.

Ein Weißer Zwerg ist der Kern eines ausgebrannten Sterns. Am Ende seines Lebens bläht sich ein normaler Stern zu einem Roten Riesen auf und stößt seine äußere Hülle hinaus ins All. Wenn ein solcher Stern einigermaßen nahe Planeten hat, dann werden diese nun gebacken. Die Hülle hat eine Temperatur von weit über tausend Grad. Über viele Jahrtausende wird der Planet in einen glühenden Sturm gehüllt. Alles Leben auf dem Planeten verbrennt, Atmosphäre und Ozeane werden weggeblasen, Fels schmilzt und verdampft. Alle Spuren werden von seinem Angesicht gewischt, Verbindungen mit niedrigem Siedepunkt werden fortgerissen, es bleiben vor allem Schwermetallgesteine und Silikate. Wenn sich die Hülle endlich im Raum verliert, kühlt der Planet auf hundert oder zweihundert Grad unter Null ab, denn der Weiße Zwerg spendet kaum noch Wärme und Licht. Der Planet ist nun ein harter, kalter Klumpen, aber reich an leicht zugänglichen, seltenen und wertvollen Mineralien. Raumfahrende Besucher können diese gefahrlos mit schweren Maschinen abbauen.

Siehe auch die Kurzgeschichte Der gebackene Planet

Dienstag, 25. Mai 2010

Klarstellung in eigener Sache


Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sprach sich heute (siehe Spiegel online) gegen mehr Klimaschutz und geringeren CO2-Ausstoß aus. Ich (bzw. die GbR, welche u.a. dieses Blog betreibt) bin zwangsweise Mitglied einer IHK (Schwaben) und muss ausdrücklich betonen, dass die DIHK nicht in meinem Namen spricht und meinen persönlichen Überzeugungen und Werten zuwider handelt. Mit meinen Beiträgen muss ich leider deren Lobbypolitik mitfinanzieren, die ich für verantwortungslos halte.

Ein Austritt aus einer IHK ist nicht möglich, es sei denn durch Auflösung der eigenen Firma.

Mehr über IHKs: Pest der deutschen Wirtschaft


Samstag, 1. Mai 2010

Planetarium Teil II



Neulich erzählte ich hier von einem Planetarium, was ich trotz diverser Widrigkeiten nun mein Eigen nenne. Und davon, dass die Anzahl der erhältlichen Bildscheiben leider sehr begrenzt sei. Nun denn, dacht ich mir, die kann man ja selber machen.

Wunderschöne astronomische Bilder gibt es ja, Hubbleteleskop sei Dank, en masse. Ein jpg als Dia machen zu lassen kann ja wohl auch nicht so schwer sein. Ist es auch nicht, denn nachdem mich diverse Fotoladenmitarbeiter verständnislos abblitzen liesen, fand ich nach einigem Suchen im Internet doch ein paar Labore, die so etwas können. Das billigste davon wollte für sechs Dias 45 Euro. Also Augen zu und durch.

Transparente Plastikscheiben sollten billiger sein. Sind sie auch, nur in der für das Planetarium passenden Größe bietet sie niemand an. Mehrere Stunden verzweifelter Suche, nix. Die Idee, einen Bierdeckel in Form zu schneiden mit Loch drin, da wo das Licht durchsoll, klappt zwar, nur drehfreudig ist das verdammte Ding nicht. Weitersuchen. Irgendwie durch Zufall dann bei dem anscheinend deutschlandweit einzigen Dealer sechs Zentimeter großer, runder, transparenter Plastikscheiben gelandet. www.kreativ-depot.de. 1,19 Euro das Stück. Fein, her damit.

Der Kauf schwarzen Klebebandes erwies sich als unproblematisch. Denn mal losbasteln.

Planetariumsscheiben
Zwei Scheiben: V838 Mon und Plejaden.


Das kniffligste war es, den Mittelpunkt genau zu finden. Ok, bei den Plejaden ist das egal, aber V838 und andere Bilder (Spiralgalaxien, Planetarische Nebel) sollten sich schon um ihr Zentrum drehen. Außer den beiden gezeigten habe ich noch Scheiben von M51, dem Helixnebel (NGC 7293), einem offenen Sternhaufen und dem Hubble Ultra Deep Field. Bei letzterem ist die Projektion etwas schwach, die Galaxien sind schon sehr dunkel. Die anderen kommen gut rüber und müssen sich vor den offiziellen Segascheiben nicht verstecken. Meine drehen sich sogar zuverlässiger als manche von diesen.

Hier noch die Projektionen der Plejaden und dem rätselhaften Ausbruch von V838 Monocerotis im Jahr 2002. Die Originale stammen von der NASA. Die Verzerrung ist durch eine Dachschräge als Projektionsfläche und Aufnahme von der Seite bedingt.

Planetariumsscheiben
Plejaden


Planetariumsscheiben
V838 Mon

Dienstag, 13. April 2010

Daguerreotypie


Die Daguerreotypie war die früheste wirklich taugliche Methode der Photographie. Ihren Höhepunkt erlebte sie zwischen 1840 und 1860, danach wurde sie rasch von einfacheren und billigeren Verfahren verdrängt. Was schade ist, denn sie hatte eine ganz eigene, einzigartige Ästhetik. Heute gibt es wieder ein paar wenige Photographen, die diese Technik anwenden und alte Exemplare werden teuer gehandelt.

Daguerreotypie
Originalgröße 9 x 7 cm.

Am Anfang der Daguerreotypie steht ein wunderschönes Ereignis, wie man es sich heute auch ab und zu wieder wünschen würde. Der Franzose Louis Daguerre entwickelte die Methode und präsentierte sie 1839 in der Pariser Akademie der Wissenschaften der Öffentlichkeit. Die französische Regierung beschloss, dies sei zu bedeutsam, um wirtschaftlich ausgeschlachtet zu werden, kaufte Daguerre die Rechte an der Methode für eine lebenslange Rente ab und vermachte sie der Welt als Geschenk.

Daguerreotypie funktioniert wie folgt: eine mit poliertem Silber beschichtete Kupferplatte wurde mit Iod, später Brom bedampft. Die entstehende Silberiodid- bzw. Silberbromidschicht ist lichtempfindlich. Die Platte wurde in einer Camera Obscura untergebracht, welche zur Belichtung für mehrere Sekunden (zu Beginn sogar Minuten) geöffnet wurde. Dann wurde die Platte entwickelt, am Anfang verwendete man dazu Quecksilberdampf, später harmlosere Substanzen. Fixiert wurde mit speziellen Salzlösungen. Oft wurde das Bild von Hand nachkoloriert, so entstanden auch manche sehr farbenfrohe, gemäldehafte Photos. Da die Platte berührungsempfindlich blieb, wurde sie meist gerahmt und mit Glas abgedeckt.

Daguerreotypien sind spiegelverkehrt. Die Hand, die man im Bild links sieht, ist auch wirklich die linke Hand und nicht die Rechte. Daguerreotypien sind schwierig zu betrachten, denn wenn man sie direkt frontal ansieht, kann man sie als Spiegel verwenden. Wenn sie einen dunklen Hintergrund spiegeln, dann erscheinen sie so, wie sie sein sollen, spiegeln sie aber einen hellen Hintergrund, so erscheint ein Negativbild. Durch die Spiegelung entsteht ein Effekt von Tiefe und Lebendigkeit, den andere Photos vermissen lassen. Die Detailtreue der Bilder ist auch nach heutigen Maßstäben sehr gut. Daguerreotypien sind quasi unbegrenzt haltbar, wenn sie nicht mechanisch zerstört werden und hinter ihrem Schutzglas verbleiben. Auch das haben sie anderen Photos voraus. Da direkt auf die Platte belichtet wird, ist jedes dieser Bilder ist ein Unikat.

Daguerreotypie negativ
Negativ mit heller Spiegelung.

Zunächst auf Grund der langen Belichtungszeit nur für unbewegliche Motive verwendet, erlebte die Technik bald ihren Durchbruch bei der Portraitphotographie. Die Anfertigung eines Bildes war zwar nicht billig, aber doch bedeutend günstiger als ein Gemälde. Allerdings schauen die meisten Portraitierten etwas gequält - eine Aufnahme erforderte längere Bewegungslosigkeit. Oft wurde der Kopf mechanisch fixiert. Daher sieht man sehr selten Daguerreotypien von lächelnden Menschen.

Die hier gezeigte Daguerreotypie zeigt eine junge Frau unbekannten Namens, Herkunft und Geschichte aus der Zeit um 1850. In das Bild kann sehr viel hineininterpretiert werden, ihre Gesichtszüge vermitteln eine interessante Persönlichkeit, es lohnt sich, länger hinzusehen. Das Buch in ihren Händen könnte Bildung symbolisieren. Sie war wohl verheiratet, der Ring an ihrer linken Hand wurde golden nachkoloriert, ebenso wie ihre Ohrringe. Etwas rote Farbe ist noch auf der Tischdecke und Schachtel links zu sehen. Das Bild ist gefasst in einen Messingrahmen, welcher hinter Glas liegt, eingelegt in ein Lederetui. Dieses war zuklappbar, der Deckel ist verloren gegangen.


Wechsel zwischen Positiv und Negativ durch ein Blatt Papier.

Dienstag, 6. April 2010

p=np endlich gelöst


Und es war gar nicht schwer.

p=np

Samstag, 20. März 2010

Planetarium für daheim


Das Sega Homestar Pro 2

Das Weltall ist eines der schönsten, man sieht es nur leider nicht immer. Okay, Bilder gibt es im Internet genug, Hubbleteleskop sei Dank. Dennoch, ein Planetarium musste her für eine relativ große, freie Stelle an meiner Wand, genauer für eine Dachschräge. Ideal als Fenster ins Weltall, wenn sich das echte Weltall mal wieder hinter Wolken versteckt.

Scheinbar teilen außer mir fast nur Japaner diesen Wunsch. Das mir am brauchbarsten erscheinende und bezahlbarste Planetarium war das Homestar Pro 2 von Sega. Erhältlich nur als Import aus Japan. 249 Euro sollte es kosten mit Versand und sechs verschiedenen Scheiben für verschiedene Projektionen. Vor genau einer Woche bestellt, kam es gestern an. Beim Zoll. Dieser knöpfte mir in seiner unbegreiflichen Weisheit nochmal 58 Euro ab. Vorherzusagen ist die Höhe einer Zollgebühr vorher nicht, eine Prognose ist so zuverlässig wie fürs Wetter im April. Nun denn, nach erfolgter Zahlung der Willkürlichen-Gebühr-Für-Was-Auch-Immer hätte es losgehen können. Wäre es nicht noch hell draußen gewesen. Verdammt.


Das Sega Homestar Planetarium mit 6 verschiedenen Disks.
Alle Bilder klick -> groß.


Aber die Dunkelheit kam, wie immer, zuverlässig. Derweil sei hier kurz erwähnt, was das Gerät eigentlich tut. Es ist nichts weiter als ein Projektor, in den man eine 6 cm große, runde Scheibe aus Plexiglas mit Bild darauf einlegt. Das Bild wird an Decke oder Wand auf etwa 3 Meter Größe projeziert. Die Scheibe kann sich drehen (nach links oder rechts, in je 12 Minuten einmal rum), muss aber nicht. Es gibt eine optionale Timer-Funktion, die das Gerät abschaltet und eine ziemlich sinnfreie, glücklicherweise auch optionale, Sternschnuppenfunktion, die regelmäßig immer die gleiche Sternschnuppe an immer die gleiche Stelle projeziert. Die Projektionsfläche sollte komplett weiß sein, kleinere Unebenheiten fallen aber kaum auf. Die Anschaffung einer Leinwand konnte ich mir zum Glück also sparen.

Zurück zur Dunkelheit. Die braucht es und das nicht zu knapp. Tatsächlich wirkt sich jede zusätzliche Lichtquelle sehr störend auf das Bild aus. Wie beim richtigen Sterne gucken. Also muss mein Lamellenrollo gegen die Straßenlaterne vor dem Fenster ankämpfen. Obwohl dieses nicht lichtdicht schließt, erringt es einen knappen Punktsieg. Noch den Monitor ausgeschaltet, dann hat der ewige Weltraum souverän das Zimmer erobert.


Der (leider einfarbige) Sternenhimmel (Ausschnitt) mit Milchstraße.

Von den sechs Scheiben zeigen fünf den nördlichen Sternenhimmel in Höhe Japans. Zum Glück ist das der gleiche wie bei uns. Auf einer Scheibe sind nur Sterne, auf einer anderen sind noch Sternbilder als Linien eingezeichnet, auf einer weiteren die Sternbilder als Symbole. Eine hat Erde und Mond mit dabei und eine Sonne und Planeten. Die sechste schließlich zeigt die Erde von oben. Die ersten beiden sind leider nur einfarbig, warum das so ist, wissen wohl nur die mir nicht näher bekannten japanischen Götter. Die anderen Scheiben sind hübsch bunt. Aber es sind zu wenige. Südhimmel und Aurora sind noch verfügbar. Es gäbe aber noch so tolle Sachen, die man an Wand und Decke werfen könnte, beispielsweise eine Spiralgalaxie würde sich sehr gut machen. Und natürlich der Sternenhimmel mit den echten Farben der Sterne. Nun ja, vielleicht kommt das noch, die Scheiben könnten ein gutes Geschäft für Sega werden, teuer genug sind sie mal mit etwa 25 Euro pro Stück.


Das innere Sonnensystem (Ausschnitt). So sieht man es in Natura eher selten.

Das Gerät braucht nur wenig Strom, die Lampe hat gerade einmal 3 Watt. Da man bei dem Betrieb andere Beleuchtung auslässt, hilft es sogar beim Strom sparen.
In den meisten Fällen wird das Planetarium Decke oder Wand senkrecht anstrahlen, nicht wie bei mir eine Dachschräge. Zu dieser steht es nicht senkrecht, sonst wäre es ihr zu nah. Daher treten Verzerrungen auf, was man recht schön am Orion im oberen Bild sieht. Auch scharf stellen verkompliziert sich dadurch. Ohnehin sind die Ränder der Projektionsfläche immer unscharf.
Die echten Sterne am Himmel sind Punkte unterschiedlicher Helligkeit. Das geht in der Simulation natürlich nicht, hier sind unterschiedlich helle Sterne durch unterschiedliche Größen dargestellt. Dies hat den Effekt, dass die helleren Sterne ziemliche Flecken sind. So ist zum Beispiel Alkor nicht zu sehen, da er von Mizar völlig überdeckt wird.

Die Bedienung des Sega Homestar ist idiotensicher. Das Gerät scheint allerdings noch nicht ganz ausgereift zu sein. Die Drehung setzt öfter mal aus (Klappe kurz öffnen und schließen hilft) und die Scheiben zeigen manch unschöne Verunreinigung, wie das Haar im Jupiter oben. Die einsame, verloren wirkende Sternschnuppe sollte entweder Kollegen bekommen oder ganz verschwinden. Nun, Sega deklariert das Gerät als Spielzeug und als solches ist es auch zu betrachten. Es macht Spaß und erzeugt stimmungsvolle astronomische Bilder für den Heimgebrauch. Ich finde es jedenfalls toll, das Weltall ins Zimmer zu holen.


Fortsetzung ...

Dienstag, 9. März 2010

Imagination des Narrativen



oder: Bild zur Geschichte. Zu der Geschichte Sturz in die Ewigkeit.



Ein Schwarzes Loch verschlingt seine Umgebung. Klick -> groß.


Der Asteroid halb oben rechts ist Itokawa, photographiert von ISAS, JAXA, dem japanischen Raumfahrtinstitut, die diesem mit einer Sonde 2005 einen Besuch abstattete. Der Hintergrund ist ein kleiner Ausschnitt des echten Sternenhimmels, den ich letzten Monat fotografiert habe. Nur die Umgebung des Schwarzen Lochs und sein Jet sind nicht echt. Tatsächlich ist es noch nicht gelungen, die unmittelbare Umgebung eines Schwarzen Lochs zu fotografieren und das wird wohl auch noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Asteroiden wie Itokawa lassen sich in ein paar Monaten von Raumsonden erreichen, für alles außerhalb unseres Sonnensystems bräuchten wir Jahrtausende, zum nächsten Schwarzen Loch nach heutigem Stand der Technik vermutlich Jahrmillionen.


Das Schwarze Loch hier ist ein schwarzer Punkt am Ursprung des Jets. Seine Umgebung ist dünne Materie, die es in verschiedenen exzentrischen und chaotischen Bahnen umkreist. Der Jet aus hochenergetischer Strahlung wird am Pol des Schwarzen Lochs ausgestoßen.
Der Mahlstrom liegt vor Norwegen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Sonntag, 10. Januar 2010

Orientierung


















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