Samstag, 20. März 2010

Planetarium für daheim


Das Sega Homestar Pro 2

Das Weltall ist eines der schönsten, man sieht es nur leider nicht immer. Okay, Bilder gibt es im Internet genug, Hubbleteleskop sei Dank. Dennoch, ein Planetarium musste her für eine relativ große, freie Stelle an meiner Wand, genauer für eine Dachschräge. Ideal als Fenster ins Weltall, wenn sich das echte Weltall mal wieder hinter Wolken versteckt.

Scheinbar teilen außer mir fast nur Japaner diesen Wunsch. Das mir am brauchbarsten erscheinende und bezahlbarste Planetarium war das Homestar Pro 2 von Sega. Erhältlich nur als Import aus Japan. 249 Euro sollte es kosten mit Versand und sechs verschiedenen Scheiben für verschiedene Projektionen. Vor genau einer Woche bestellt, kam es gestern an. Beim Zoll. Dieser knöpfte mir in seiner unbegreiflichen Weisheit nochmal 58 Euro ab. Vorherzusagen ist die Höhe einer Zollgebühr vorher nicht, eine Prognose ist so zuverlässig wie fürs Wetter im April. Nun denn, nach erfolgter Zahlung der Willkürlichen-Gebühr-Für-Was-Auch-Immer hätte es losgehen können. Wäre es nicht noch hell draußen gewesen. Verdammt.


Das Sega Homestar Planetarium mit 6 verschiedenen Disks.
Alle Bilder klick -> groß.


Aber die Dunkelheit kam, wie immer, zuverlässig. Derweil sei hier kurz erwähnt, was das Gerät eigentlich tut. Es ist nichts weiter als ein Projektor, in den man eine 6 cm große, runde Scheibe aus Plexiglas mit Bild darauf einlegt. Das Bild wird an Decke oder Wand auf etwa 3 Meter Größe projeziert. Die Scheibe kann sich drehen (nach links oder rechts, in je 12 Minuten einmal rum), muss aber nicht. Es gibt eine optionale Timer-Funktion, die das Gerät abschaltet und eine ziemlich sinnfreie, glücklicherweise auch optionale, Sternschnuppenfunktion, die regelmäßig immer die gleiche Sternschnuppe an immer die gleiche Stelle projeziert. Die Projektionsfläche sollte komplett weiß sein, kleinere Unebenheiten fallen aber kaum auf. Die Anschaffung einer Leinwand konnte ich mir zum Glück also sparen.

Zurück zur Dunkelheit. Die braucht es und das nicht zu knapp. Tatsächlich wirkt sich jede zusätzliche Lichtquelle sehr störend auf das Bild aus. Wie beim richtigen Sterne gucken. Also muss mein Lamellenrollo gegen die Straßenlaterne vor dem Fenster ankämpfen. Obwohl dieses nicht lichtdicht schließt, erringt es einen knappen Punktsieg. Noch den Monitor ausgeschaltet, dann hat der ewige Weltraum souverän das Zimmer erobert.


Der (leider einfarbige) Sternenhimmel (Ausschnitt) mit Milchstraße.

Von den sechs Scheiben zeigen fünf den nördlichen Sternenhimmel in Höhe Japans. Zum Glück ist das der gleiche wie bei uns. Auf einer Scheibe sind nur Sterne, auf einer anderen sind noch Sternbilder als Linien eingezeichnet, auf einer weiteren die Sternbilder als Symbole. Eine hat Erde und Mond mit dabei und eine Sonne und Planeten. Die sechste schließlich zeigt die Erde von oben. Die ersten beiden sind leider nur einfarbig, warum das so ist, wissen wohl nur die mir nicht näher bekannten japanischen Götter. Die anderen Scheiben sind hübsch bunt. Aber es sind zu wenige. Südhimmel und Aurora sind noch verfügbar. Es gäbe aber noch so tolle Sachen, die man an Wand und Decke werfen könnte, beispielsweise eine Spiralgalaxie würde sich sehr gut machen. Und natürlich der Sternenhimmel mit den echten Farben der Sterne. Nun ja, vielleicht kommt das noch, die Scheiben könnten ein gutes Geschäft für Sega werden, teuer genug sind sie mal mit etwa 25 Euro pro Stück.


Das innere Sonnensystem (Ausschnitt). So sieht man es in Natura eher selten.

Das Gerät braucht nur wenig Strom, die Lampe hat gerade einmal 3 Watt. Da man bei dem Betrieb andere Beleuchtung auslässt, hilft es sogar beim Strom sparen.
In den meisten Fällen wird das Planetarium Decke oder Wand senkrecht anstrahlen, nicht wie bei mir eine Dachschräge. Zu dieser steht es nicht senkrecht, sonst wäre es ihr zu nah. Daher treten Verzerrungen auf, was man recht schön am Orion im oberen Bild sieht. Auch scharf stellen verkompliziert sich dadurch. Ohnehin sind die Ränder der Projektionsfläche immer unscharf.
Die echten Sterne am Himmel sind Punkte unterschiedlicher Helligkeit. Das geht in der Simulation natürlich nicht, hier sind unterschiedlich helle Sterne durch unterschiedliche Größen dargestellt. Dies hat den Effekt, dass die helleren Sterne ziemliche Flecken sind. So ist zum Beispiel Alkor nicht zu sehen, da er von Mizar völlig überdeckt wird.

Die Bedienung des Sega Homestar ist idiotensicher. Das Gerät scheint allerdings noch nicht ganz ausgereift zu sein. Die Drehung setzt öfter mal aus (Klappe kurz öffnen und schließen hilft) und die Scheiben zeigen manch unschöne Verunreinigung, wie das Haar im Jupiter oben. Die einsame, verloren wirkende Sternschnuppe sollte entweder Kollegen bekommen oder ganz verschwinden. Nun, Sega deklariert das Gerät als Spielzeug und als solches ist es auch zu betrachten. Es macht Spaß und erzeugt stimmungsvolle astronomische Bilder für den Heimgebrauch. Ich finde es jedenfalls toll, das Weltall ins Zimmer zu holen.


Fortsetzung ...

Dienstag, 9. März 2010

Imagination des Narrativen



oder: Bild zur Geschichte. Zu der Geschichte Sturz in die Ewigkeit.



Ein Schwarzes Loch verschlingt seine Umgebung. Klick -> groß.


Der Asteroid halb oben rechts ist Itokawa, photographiert von ISAS, JAXA, dem japanischen Raumfahrtinstitut, die diesem mit einer Sonde 2005 einen Besuch abstattete. Der Hintergrund ist ein kleiner Ausschnitt des echten Sternenhimmels, den ich letzten Monat fotografiert habe. Nur die Umgebung des Schwarzen Lochs und sein Jet sind nicht echt. Tatsächlich ist es noch nicht gelungen, die unmittelbare Umgebung eines Schwarzen Lochs zu fotografieren und das wird wohl auch noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Asteroiden wie Itokawa lassen sich in ein paar Monaten von Raumsonden erreichen, für alles außerhalb unseres Sonnensystems bräuchten wir Jahrtausende, zum nächsten Schwarzen Loch nach heutigem Stand der Technik vermutlich Jahrmillionen.


Das Schwarze Loch hier ist ein schwarzer Punkt am Ursprung des Jets. Seine Umgebung ist dünne Materie, die es in verschiedenen exzentrischen und chaotischen Bahnen umkreist. Der Jet aus hochenergetischer Strahlung wird am Pol des Schwarzen Lochs ausgestoßen.
Der Mahlstrom liegt vor Norwegen. Aber das ist eine andere Geschichte.