Dienstag, 15. März 2011

Widerspruch, Schwarzgelb


Zuerst möchte ich mein Mitgefühl für die japanische Bevölkerung ausdrücken.

Der folgende Text bezieht sich auf die deutsche Politik.


Die deutsche Regierung spricht anlässlich des gerade stattfindenden GAUs in Japan von einer geänderten Lage, die eine Neubewertung der Kernkraft in Deutschland erfordert. Genau das ist aber nicht der Fall. Was gerade in Japan abläuft, war absehbar. Man wusste nicht wann, wo und wie, aber dass es einmal kommen muss, war jedem klar, der rechnen kann und will. Nicht wir haben Glück gehabt, dass bei unseren AKWs nichts passiert ist, sondern andere hatten einfach vor uns Pech. Die Regierung, wenn sie ehrlich wäre, müsste zugeben, dass sie uns über Jahre hinweg getäuscht und einem enormen Risiko ausgesetzt hat, energiepolitisch unnötig und wie es scheint aus rein finanziellem Interesse. Für die von der Regierung Merkel durchgesetzte Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke kann ich mir jedenfalls schwerlich einen anderen Grund als Korruption vorstellen. Zumindest, wenn ich Inkompetenz ausschließe.

Der direkte Auslöser für die Katastrophe in Fukushima war übrigens ein größerer Stromausfall. Ein solcher ist auch bei uns jederzeit möglich, wenn auch aus anderen Gründen.

Die mathematische Begründung, warum ein GAU früher oder später passieren muss:
Murphy wird zu oft bemüht, daher nehme ich hier das Gesetz der großen Zahlen, welches aber im Prinzip das Gleiche ausdrückt. Was passieren kann, wird etwa so oft passieren, wie es der Erwartungswert besagt, wenn man genügend Möglichkeiten hat, bei denen es passieren kann. Hat z.B. ein Ereignis eine Wahrscheinlichkeit von einem Millionstel und kann es an 100 verschiedenen Orten jeden Tag passieren, so ist der Erwartungswert 1.000.000 / 100 Tage = 10.000 Tage = ca. 27,4 Jahre. Es wird annähernd genau so oft stattfinden, wenn man die Zeitspanne oft genug vergehen lässt. In 27,4 Jahren muss das Ereignis nicht stattfinden, kann aber, vielleicht auch zweimal. In 2740 Jahren wird es aber sehr sicher annähernd 100 Ereignisse geben.

Die Wahrscheinlichkeit eines GAUs an einem Tag ist natürlich unbekannt. Weltweit gibt es um die 400 Reaktoren. Manche sind sicherer, manche weniger, aber diese Unterschiede werden hier vernachlässigt, da gewisse Ereignisse für alle Typen unkontrollierbar sind. 27,4 Jahre ist nach den vorliegenden empirischen Daten eine brauchbare Annahme für den Erwartungswert eines GAUs, als Wahrscheinlichkeit ergibt sich also etwa ein Viermillionstel pro Tag und Reaktor. Das ist eine grobe Schätzung, die allerdings mit der vor der Katastrophe von Fukushima oft gehörten Aussage, ein GAU in einem Reaktor passiere alle 10.000 Jahre, gut übereinstimmt. In Europa gibt es rund 200 Reaktoren, also ist etwa alle 55 Jahre hier ein GAU zu erwarten.

Abgesehen von dem oben gesagten können wir mit dem atomaren Müll ohnehin nicht umgehen. Hören wir also auf mit dem Mist. Weltweit, aber einer muss ja damit anfangen.

Nachtrag: Ein Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020 und ein kompletter Umstieg auf erneuerbare Energien innerhalb weniger Jahrzehnte ist machbar und zahlbar, aber nicht einfach und billig. Die Alternativen sind jedoch tendenziell katastrophal. Im September 2010 habe ich eine Photovoltaik-Anlage auf mein Dach installieren lassen (6 kw peak). Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe.