Dienstag, 5. Mai 2009

Fremde Welt Titan


Anfang 2005 bekam der Saturnmond Titan Besuch. Die Sonde Huygens durchstieß seine Atmosphäre, landete und ging erwartungsgemäß ziemlich schnell kaputt. Vorher funkte sie ein paar Bilder zur Erde, von denen es zwei, drei sogar bis in die Abendnachrichten schafften. Die Bevölkerung sah beim Abendessen graue und bernsteinfarbene Bilder, wie schlechte Satellitenaufnahmen irdischer Landschaften, und vergaß sie nach dem runterschlucken schnell wieder. Titan ist ja auch weit weg, für unsere Verhältnisse ziemlich ungemütlich und er bringt keine kurzfristige Rendite. Außerirdische mit überlegener Technik hatte man auch keine entdeckt. Also was solls?

Titanoberfläche
Foto: ESA/NASA/JPL/University of Arizona

Die Daten von Titan haben gezeigt, welche Vielfalt im All möglich ist. Das dort Gefundene hätte kaum jemand zu erwarten gehofft. Titan hat Flüsse, Seen, Inseln, Küsten, Berge, Dünen, Eisvulkane. Man kann diese Bilder ohne Weiteres für Satellitenbilder der Erde halten, nur die Farben sind etwas anders als gewohnt. Das, was da auf Titan vor sich hin fließt und sogar Deltas bildet, die sich vor dem des Nil nicht zu verstecken brauchen, ist allerdings kein Wasser. Die Temperatur auf Titan beträgt so um die -180°C. Es sind Kohlenwasserstoffe, die diese fremde Landschaft prägen. Methan und Ethan fließen in die Seen und erodieren das Land, welches zu einem großen Teil aus Wasser besteht, knüppelhart gefrorenem. Auch der Regen, der hier viel gemächlicher als auf der Erde durch eine dichte Stickstoffatmosphäre fällt, fast schwebt, ist vor allem Methan. Der Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag ist der gleiche wie auf der Erde, nur das Medium ist ein anderes.
Titan hat eine sehr vielfältige Chemie, vermutlich kommen hier Kohlenwasserstoffverbindungen vor, die wir noch gar nicht kennen. Die junge, ständiger Änderung unterworfene Oberfläche des Titan ist wie ein riesiges Laboratorium für organische Chemie. Es wird spekuliert, ob sich unter solchen Bedingungen nicht eine Art von Leben bilden kann, fremd dem unsrigen. Das Material dafür wäre da.

Titan ist eine von unzähligen Welten dort draußen, eine, die wir vor kurzem erst etwas besser kennen gelernt haben und die einen Vorgeschmack gibt auf das, was uns im All noch alles erwartet: das Unerwartete.